Es gibt einige unangenehme Hundekrankheiten, und ohne Zweifel ist Räude eine von ihnen. Dabei handelt es sich um eine hochansteckende Krankheit, welche durch Parasiten verursacht wird.
Leidet der Vierbeiner unter schuppiger, geröteter Haut sowie starkem Juckreiz, sollte ein jeder Hundehalter schnell einen Milbenbefall mit Sarcoptes-Milben, die sogenannte Räude, in Betracht ziehen. Denn diese Hauterkrankung ist nicht nur sehr unangenehm und schmerzhaft für den Hund, sondern auch hochansteckend.
Darum erfährst du hier, was du machen kannst, um deinen Vierbeiner vor dieser Erkrankung zu schützen. Falls er dennoch erkranken sollte, lernst du die typischen Symptome von Räude kennen und erfährst zudem, wie die Erkrankung behandelt werden kann, damit deine Fellnase schon bald wieder glücklich und gesund ist.
Was ist Räude?
Zuerst einmal gilt es zu klären, was die parasitäre Räude überhaupt genau ist. So handelt es sich bei dieser Hautkrankheit um einen Befall mit einer von verschiedenen Milbenarten. Bei Milben, sogenannte Spinnentiere, handelt es sich um Parasiten, welche zwischen 0,2 und 0,4 Millimeter klein sind.
Sie leben auf der Haut beziehungsweise in den obersten Hautschichten von ihrem Wirt. So dienen auch die Gewebeflüssigkeit sowie die Hautzellen ihres Wirtes als Nahrung für Milben.
Bei Hunden sind Krätzmilben beziehungsweise Grabmilben (sogenannte Sarcoptes scabiei var. canis oder Sarcoptes canis) der Auslöser für eine Räudeerkrankung. Sie sind auf der ganzen Welt verbreitet.
Die Männchen bleiben auf der Hautoberfläche des Vierbeiners. Sie sterben, nachdem sie sich fortgepflanzt haben.
Die Weibchen jedoch bohren sich unter die Haut des Hundes, um hier ihre Eier ablegen zu können. Auch ihren Kot scheiden sie unter der Haut ihres Wirtes aus. Die Räudemilben werden aufgrund des Vorgehens der Weibchen auch als Grabmilben bezeichnet. Denn sie graben kleine Bohrgänge in die Haut des befallenen Wirtes.
Die Ausscheidungen, die Eier und ein Sekret, welches die Milben abgeben, verursachen einen sehr starken Juckreiz. Dadurch entstehen die extremen Hautreizungen, an denen man Räude erkennen kann.
Jede weibliche Milbe legt in ihrem Leben um die 50 Eier. Nach circa 3 bis 5 Tagen schlüpfen Larven aus den Eiern. Diese häuten sich zu Nymphen, welche nicht geschlechtsreif sind. Die Nymphen durchlaufen verschiedene Stadien, bis sie nach circa 12 bis 21 Tagen zu ausgewachsenen, geschlechtsreifen Grabmilben geworden sind. Bis dahin leben sie ebenfalls in den Bohrgängen.
Räude ist umgangssprachlich auch unter anderen Bezeichnungen bekannt. So kann sie auch als Acarodermatitis oder Krätze bezeichnet werden.
Räude: Die Ansteckung
In vielen Fällen steckt sich der Hund beim Spaziergang im Wald an. Denn die Parasiten werden insbesondere von Füchsen oder auch anderen Wildtieren übertragen.
Allerdings ist auch eine Ansteckung beispielsweise im Haus oder beim Hundetraining nicht ausgeschlossen. Denn bereits beim direkten Kontakt mit anderen, infizierten Hunden oder anderen Haustieren können die Milben übertragen werden. Unter den Haustieren leiden nicht nur Hunde unter Räude, sondern beispielsweise können auch Katzen befallen sein.
Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass du deinen Vierbeiner, wenn er an Räude erkrankt ist, von anderen Tieren fernhältst. Denn der Milbenbefall ist hochansteckend und kann ganz einfach von Tier zu Tier weitergegeben werden.
Das Alter des Hundes spielt bei der Erkrankung keine Rolle, denn es können sich junge wie auch alte Hunde damit infizieren. Gesunde, fitte Hunde stecken den Befall mit der Milbe in den meisten Fällen sehr gut weg. Ist dein Hund allerdings alt und krank beziehungsweise noch sehr jung, stellt der Milbenbefall eine große Anstrengung für den Vierbeiner dar.
Räude: Die Symptome
Damit du den Milbenbefall bei deinem Haustier möglichst schnell behandeln und ihm so Linderung verschaffen kannst, ist es wichtig, dass du die Symptome möglichst frühzeitig erkennst.
Zu Beginn des Milbenbefalls zeigen sich kleine Pusteln und Pappeln (kleine Knötchen), gerötete Hautstellen oder auch Schuppenbildung. Zudem leiden befallene Tiere an einem starken Juckreiz.
Später zeigen sich aufgrund des Haarausfalls vermehrt kahle Hautstellen. Durch das ständige Kratzen entstehen Krusten. Meist beginnt dies auf dem Kopf, insbesondere hinter den Ohren, auf der Nase sowie über den Augen des Vierbeiners. Auch Ellbogen, Spunggelenke und Bauch sind häufig betroffen.
Wird die parasitäre Räude nicht rechtzeitig behandelt, verbreitet sie sich weiter über den Körper. So werden zuerst die vorderen Gliedmaßen befallen. Schlimmstenfalls verbreiten sich die Milben über den gesamten Körper, sodass der Vierbeiner am Ende fast nackt ist.
Durch den starken Juckreiz, unter dem dein Vierbeiner bei einem Milbenbefall leidet, kratzt er sich vermehrt an den befallenen Stellen. Dadurch kommt es zu offenen Wunden wie auch zu Krustenbildungen. Diese offenen Hautstellen können eitrige Sekundärinfektionen verursachen.
Denn an den offenen Hautstellen sammeln sich häufig Bakterien, welche sehr schmerzhafte Infektionen der Haut verursachen. Außerdem entstehen an den betroffenen Stellen in manchen Fällen auch Hautpilze.
Doch zusätzlich zu den offenkundigen Symptomen, welche auf Räude hindeuten, gibt es noch eine Reihe an Nebensymptomen, welche bei einem Milbenbefall beim Hund auftreten können. So kann man auch bei Hunden Depressionen und Antriebslosigkeit beobachten. Häufig ziehen sie sich zurück, was zeigt, dass sie auch seelisch unter dem Milbenbefall leiden. Zudem kann man häufig Appetitlosigkeit und damit verbunden einen Gewichtsverlust feststellen.
Räude Hund: Die Behandlung
Die Diagnose
Falls du eines oder mehrere der angeführten Symptome bei deinem Vierbeiner beobachten kannst, solltest du umgehend mit ihm einen Tierarzt aufsuchen. Denn dieser hat die Möglichkeit, die Haut und das Fell deines Hundes mikroskopisch zu untersuchen und auf diesem Weg einen Milbenbefall zu diagnostizieren. Wenn der Milbenbefall allerdings noch nicht weit fortgeschritten und das Haarkleid des Tieres noch intakt ist, ist es häufig nicht einfach, Milben zu finden.
Um die Sarcoptes-Räude dennoch diagnostizieren zu können, entnimmt der Tierarzt dem Vierbeiner dann eine kleine Hautprobe. Diese wird nun auf Räudemilben wie auch deren Kot, Nymphen, Larven und Eier untersucht.
Falls diese Untersuchung vom Hautgeschabsel des Hundes zu keinem eindeutigen Ergebnis führt, besteht noch eine weitere Möglichkeit für eine Diagnose. So kann der Tierarzt Blut entnehmen und einen Antikörpertest durchführen. Zum einen ist das Problem hierbei, dass die Antikörper erst frühestens zwei Wochen nach der Infektion mit den Milben nachgewiesen werden können. Zum anderen bilden nicht alle Hunde Antikörper.
Darum ist in vielen Fällen keine eindeutige Diagnose möglich. Aus diesem Grund wird häufig bereits bei einem Verdacht auf einen Sarkoptesbefall eine Milbentherapie durchgeführt – wenn die Symptome dadurch verschwinden, wird die Verdachtsdiagnose bestätigt.
Wichtig ist auch, dass der Tierarzt bei der Untersuchung andere mögliche Ursachen für die Hautprobleme deines Hundes ausschließt. So können auch manche Allergien, wie zum Beispiel eine Futtermittelallergie oder die Atopische Dermatitis Symptome verursachen, welche denen einer Erkrankung mit Sarkoptesräude ähneln.
Die Medikamente
Es gibt viele verschiedene Präparate, mit denen die Räude beim Hund behandelt werden kann.
Zur Milbenbekämpfung werden häufig Mittel verwendet, welche direkt auf die Haut des Hundes aufgetragen werden, sogenannte Spot-ons. Diese enthalten beispielsweise die Wirkstoffe Selamectin und Moxidectin. Doch auch eine Injektion mit Ivermectin ist eine Möglichkeit zur Behandlung.
Insbesondere spezielle Waschlösungen, welche Amitraz enthalten, werden gerne zur Behandlung der Räude eingesetzt. Dazu musst du deinen Hund über einen Zeitraum von mehreren Wochen mit einem speziellen Shampoo waschen. Am Anfang muss das Shampoo dabei täglich verwendet werden, später dann nur noch alle paar Tage.
Durch die Anwendung des Shampoos werden die vorhandenen Milben abgetötet. Doch da die weiblichen Milben ja Eier unter die Haut des Hundes gelegt haben, ist es damit nicht getan. Denn es schlüpfen immer wieder Larven, welche durch die wiederholte Anwendung des Shampoos abgetötet werden, solange, bis keine Eier, aus denen noch Larven schlüpfen können, übrig bleiben.
Leidet der Vierbeiner unter einem sehr starken Juckreiz, kann zusätzlich Kortison zum Einsatz kommen. Damit kann die Entzündungsreaktion gelindert werden.
Falls der Vierbeiner durch den Milbenbefall an weiteren Krankheiten leidet, beispielsweise an einer Pilzerkrankung oder an einer bakteriellen Hautinfektion, musst du ihm dafür noch weitere Medikamente verabreichen. In der Regel handelt es sich dabei um ein Mittel gegen den Pilz beziehungsweise um ein Antibiotikum.
In den meisten Fällen ist eine Erkrankung an Räudemilben heilbar – wenn rechtzeitig mit der Behandlung begonnen wurde. Bleibt sie unbehandelt, führt sie häufig innerhalb von drei Monaten zum Tod des Tieres.
Die Behandlung der Räude ist meist sehr langwierig. So dauert sie in der Regel mehrere Wochen oder sogar Monate – je nach Schwere des Befalls mit Milben, also je nachdem, wie früh oder eben spät mit der entsprechenden Behandlung begonnen wurde. Wichtig ist auch, dass die Behandlung nicht vorzeitig beendet wird. Denn wurden nicht alle Räudemilben beseitigt, fangen sie wieder an, sich zu verbreiten und alles geht von vorne los.
Damit die Behandlung möglichst schnell Erfolg zeigt, ist es wichtig, dass du für eine strenge Hygiene im Haushalt sorgst. Insbesondere der Schlafplatz deines Hundes sollte stets sauber gehalten werden. Dadurch kannst du verhindern, dass er immer wieder aufs Neue von den Milben befallen wird.
Räude: Die Vorbeugung
Leider kannst du deinen Vierbeiner nicht gegen Räude impfen lassen. Allerdings ist es empfehlenswert, dass der Hund alle gängigen Impfungen erhält, weil er dadurch bei einer Erkrankung mit Räude zumindest vor einigen Sekundärerkrankungen geschützt ist.
Du kannst in der Tierapotheke Mittel kaufen, welche auf die Haut des Hundes aufgetragen werden können. Diese halten meist nicht nur Flöhe und Zecken, sondern auch Milben ab. Sicherer sind allerdings die Spot-on Mittel, welche speziell für Milben entwickelt wurden. Frage dazu bei deinem Tierarzt nach, dieser weiß am besten, welches der Mittel bei deiner Fellnase Sinn macht.
Außerdem solltest du zur Vorbeugung eines Milbenbefalls logischerweise darauf achten, dass dein Hund Abstand von infizierten Tieren hält. Ist eines deiner Haustiere an Milben erkrankt, dann solltest du es von deinen anderen Haustieren isolieren. Dennoch müssen dann alle in deinem Haushalt lebenden Hunde gegen die Räude behandelt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die Tiere immer wieder gegenseitig anstecken.
Beachte auch, dass die Parasiten für mehrere Wochen in abgefallenen Hautschuppen überleben können. Diese können sich zum Beispiel in einer Decke oder einer Bürste befinden. Wenn eines deiner Haustiere von Räudemilben befallen ist, ist es also wichtig, dass du bei den anderen Tieren eine andere Bürste verwendest.
Außerdem solltest du Bürsten und Decken während der Räudebehandlung regelmäßig gründlich reinigen. Nur so kannst du eine ständige Wiederansteckung mit den lästigen Parasiten verhindern.
Auch sonst solltest du dir angewöhnen, das Hundebett wie auch alle Kissen und Decken regelmäßig zu reinigen. So kann häufig einem Milbenbefall vorgebeugt werden. Zudem solltest du das Fell deines Vierbeiners regelmäßig pflegen.
Wenn du mit deinem Vierbeiner im Wald spazieren gehst, dann ist es ratsam, ihn an der Leine zu führen. Denn nur so kannst du einen Kontakt deines Vierbeiners mit Füchsen, welche an Räude erkrankt sind, ausschließen. Auch wenn dein Hund in einen Fuchsbau kriecht, kann unter Umständen eine Ansteckung mit den Milben erfolgen.
Können auch Menschen an Räude erkranken?
Laut WHO sind weltweit mehrere Millionen Menschen mit Milben infiziert. Dabei handelt es sich um Sarcoptes scabiei, die Grabmilbe, welche den Menschen befällt und auf der ganzen Welt verbreitet ist. Bei uns wird die Krankheit gemeinhin als Skabies oder als Krätze bezeichnet.
Meist handelt es sich dabei um Menschen, welche sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten angehören. Doch auch Personen, welche an einer Immunsuppression leiden, sowie Bewohner von Gemeinschaftseinrichtungen, beispielsweise Kinder- oder Altenheimen, fallen häufig den Milben zum Opfer.
Beim Milbenbefall spielt die Hygiene nur eine untergeordnete Rolle, sondern vielmehr der enge Kontakt, welcher zwischen den Menschen herrscht. Vor allem in ärmeren Gebieten wie auch in Gemeinschaftseinrichtungen leben die Menschen eng beisammen, wodurch die Milben sehr leicht verbreitet werden können.
Um die unangenehmen und schmerzhafte Scabies wieder loszuwerden, muss zwingend eine Behandlung erfolgen.
Bei der Räude von Tieren handelt es sich um eine Zoonose, deswegen ist sie auch auf Menschen übertragbar. Allerdings sind wir kein passender Wirt für die Milben vom Hund, weshalb sie in den meisten Fällen frühzeitig absterben und sich nicht vermehren können. Aus diesem Grund spricht man hierbei von einer Scheinräude, eine sogenannte Pseudoskabies.
Sie tritt auf, wenn der Mensch mit Varietäten der Sarcoptes Milben eines anderen Wirtes, wie zum Beispiel einem Hund, in Kontakt kommt. Dadurch entstehen meist zwischen den Fingern juckende Hautveränderungen. Diese heilen jedoch auch ohne Behandlung in der Regel innerhalb von zwei bis drei Wochen wieder ab. Denn diese Milbenart kann sich im menschlichen Körper nicht vermehren.
Dennoch solltest du deinen Vierbeiner, wenn er an Räude erkrankt ist, nur mit Handschuhen anfassen. Dies ist der sicherste Weg, um selbst eine Ansteckung mit den Milben zu vermeiden.
Außerdem solltest du, solange, wie die Behandlung deines Vierbeiners andauert, auf eine gute Hygiene im Haushalt achten, damit sich die Milben nicht vom Hund aus im gesamten Haus verbreiten können. Insbesondere alle Betten, Sofas, Halsbänder, Leinen und Spielsachen solltest du regelmäßig gründlich reinigen.
Wie äußert sich Räude bei Wildtieren?
Wildtiere, welche an Räude erkranken, müssen stark leiden. Aus diesem Grund sollen Wildtiere, welche offenkundig an Räude erkrankt sind, erlegt werden. Nur so können sie von ihrem Leiden erlöst werden.
Denn nicht nur, dass die Räude ihnen starke Schmerzen bereitet, im Winter müssen sie unter unwürdigen Zuständen dahinsiechen. Denn durch die Räude wird ihre Haut sehr geschädigt und durch den Haarausfall müssen sie im Winter ohne Fell bei niedrigen Temperaturen ausharren. Eine vernünftige Thermoregulation ist dann nicht mehr möglich.
Durch Sekundärinfektionen sind sie noch zusätzlich belastet. Außerdem sind sie nicht mehr in der Lage, zu jagen oder nach Futter zu suchen und müssen somit letztlich verhungern.
Eine Behandlung von Wildtieren ist weder erlaubt noch möglich. Füchse, welche an der Fuchsräude leiden, lassen sich zum Beispiel erst dann einfangen, wenn die Krankheit bereits sehr weit fortgeschritten ist. In diesem Stadium ist eine Therapie nicht mehr möglich.
Wird ein an Räude erkranktes Wildtier dennoch eingefangen und versucht, es zu heilen, ist dies teils sogar als Tierquälerei zu verstehen. Denn wird ein Wildtier in Gefangenschaft gehalten, wird ihm noch zusätzliches Leid zugefügt, welches aufgrund der schlechten Aussicht auf Heilung nicht vertretbar ist.