Der Boerboel (gesprochen „Burbull“) ist ein wirklich beeindruckender Vierbeiner. So handelt es sich bei dem südafrikanischen Hund um einen Molosser. Seine Haltung ist aber bei Weitem nicht für einen Jeden zu empfehlen.
Spielst du mit dem Gedanken, einen Vertreter dieser vor Kraft strotzenden Hunderasse bei dir aufzunehmen, solltest du dir dies genau überlegen. Einen ersten Einblick, ob der Vierbeiner für dich geeignet ist – und du für ihn – erhältst du in diesem Beitrag.
Was ist die Geschichte des Boerboels?
Der Boerboel stammt ursprünglich aus Südafrika, wo er schon vor Jahrhunderten vor allem südafrikanische Farmer bei der Arbeit auf dem Bauernhof unterstützte. Auch sein Name weist darauf hin, denn dieser ist Afrikaans und bedeutet auf Deutsch „Bauerndogge“ oder „Bauernhund“.
In Südafrika wurde der Hund vor allem als Wachhund auf den Farmen eingesetzt. So war er durch seinen Mut und seinen stark ausgeprägten Schutztrieb ideal dafür geeignet, den Bauernhof, die dort ansässigen Menschen, wie auch das Vieh nicht nur vor Dieben, sondern auch vor wilden Tieren wie beispielsweise Löwen zu beschützen.
Die Geschichte des Boerboels beginnt im 17. Jahrhundert. Damals brachten zahlreiche Einwanderer aus Großbritannien und den Niederlanden Hunde, welche sich gut als Wachhunde eigneten, mit nach Südafrika. Diese Molosser, die sie mitbrachten, wurden dringend benötigt, da sich die damaligen Farmen mitten in der Wildnis Südafrikas befanden.
Dort wurden sie dann mit heimischen Hunden gekreuzt. Dadurch entstand ein Hund, welcher ideal für das Beschützen und Bewachen seines Hofs und seiner Menschenfamilie geeignet war – selbst gegen die gefährlichen Raubtiere Südafrikas konnte er sich behaupten. Gentests legen die Vermutung nahe, dass der Boerboel mit dem Mastino Napoletano wie auch dem Cane Corso eng verwandt ist.
Allerdings wurde er erst im Jahr 1983 von der South African Boerboel Breeders Association (SABT beziehungsweise SABBS) offiziell als eigenständige Hunderasse anerkannt. Später, im Jahr 2010, folgte dann auch die Anerkennung durch die Kennel Union of South Africa (KUSA), wo der Vierbeiner in die Gruppe der Working Dogs eingeteilt wurde.
Auch der American Kennel Club (AKC) erkannte ihn im Jahr 2014 schließlich an. Allerdings wurde der Boerboel bis heute nicht offiziell vom Fédération Cynologique Internationale (FCI) anerkannt.
Was ist der Charakter des Boerboels?
Der Boerboel gehört zu den Mastiffs, genauer handelt es sich bei ihm um einen südafrikanischen Mastiff. Er ist nicht nur sehr mutig, selbstsicher und furchtlos, sondern er hat auch einen stark ausgeprägten Schutztrieb, was dazu führt, dass er der ideale Wachhund und Schutzhund ist. Denn er ist sehr aufmerksam, wodurch sich nichts und niemand seiner geliebten Menschenfamilie nähern kann, ohne dass der Vierbeiner dies mitbekommt.
Der Vierbeiner geht eine sehr enge Bindung mit seinem Herrchen oder Frauchen ein. Deshalb merkt er gleich, ob sein Lieblingsmensch dem Eindringling ängstlich gegenüber steht, oder ob es sich dabei um einen Freund handelt. Dementsprechend wird der Boerboel dann auch reagieren.
Gleichzeitig zeichnet sich sein Charakter aber auch durch seine Zuverlässigkeit und ruhige Art aus. Dies macht ihn zu einem angenehmen Zeitgenossen. Er benötigt unbedingt eine nahe Beziehung zu seinem Hundehalter.
Grundsätzlich kann man den Boerboel durchaus als Familienhund halten. Denn er liebt Kinder über alles und geht eine enge Bindung mit ihnen ein. Weil er nicht aggressiv ist, geht von ihm grundsätzlich keine Gefahr aus. Dann kommt allerdings sein stark ausgeprägter Schutztrieb ins Spiel, was zur Gefahr für andere werden kann, wenn er das Gefühl hat, dass die Kinder in Gefahr sind. Deshalb hilft hier nur eine entsprechende konsequente Erziehung.
Er möchte seinem Hundehalter möglichst alles recht machen, weshalb er relativ leicht zu erziehen ist. Dennoch ist er nur für erfahrene Menschen in der Hundeerziehung geeignet. Denn durch die Kraft und Selbstsicherheit des Hundes benötigt dieser einen Menschen, welcher ihm auf Augenhöhe begegnen kann und sich nicht einschüchtern lässt.
Damit der Boerboel richtig erzogen werden kann, muss zunächst ein gewisses Vertrauen aufgebaut werden. Begegne deinem Vierbeiner dabei stets respektvoll und aufrichtig. Auch solltest du seine Bedürfnisse immer ernst nehmen.
Die Mühe wird sich lohnen, so erhältst du mit dem Boerboel einen einzigartig treuen, vierbeinigen Partner und besten Freund an deine Seite, mit welchem du unzählige Abenteuer erleben kannst.
Wie viel Auslauf benötigt der Boerboel?
Als früherer Wachhund von großen Farmen ist klar, dass der Boerboel möglichst viel Platz benötigt, um glücklich zu sein. Um die Bedürfnisse des Hundes zu erfüllen, ist es ideal, wenn er ein Zuhause hat, das er nach Herzenslust bewachen darf.
Der Vierbeiner ist also für eine Stadtwohnung gänzlich ungeeignet. Nicht nur, dass ihn die täglichen Spaziergänge nicht ausreichend auslasten werden, es kann durchaus auch zu Problemen mit Nachbarn kommen. Schließlich hat der Boerboel nicht nur einen starken Schutztrieb, sondern auch ein ausgeprägtes Territorialverhalten. Er sollte also unbedingt das Gefühl bekommen, dass seine Hilfe gebraucht wird.
Wohnst du also in einer Wohnung oder einem Haus ohne Garten, solltest du die Anschaffung eines Boerboels nicht in Erwägung ziehen. Denn ganz ohne die Aufgabe, für die er ursprünglich gezüchtet wurde, erledigen zu dürfen, kann es zu Verhaltensauffälligkeiten kommen. Ideal ist, wenn du einen Hof oder zumindest ein Haus mit einem großen Garten hast, damit er sich ganz als Hofhund fühlen kann.
Auf Spaziergängen solltest du im Hinterkopf behalten, dass der Boerboel teils einen recht stark ausgeprägten Jagdtrieb hat. Dein Grundstück solltest du mit einem Zaun sichern, welcher so hoch ist, dass der Hund ihn nicht überwinden kann. Denn es ist nicht zu empfehlen, den großen und gefährlich aussehenden Vierbeiner auf der Straße herumstreunen zu lassen.
Außer regelmäßige Spaziergänge brauchst du aber mit deinem Boerboel in der Regel nichts Besonderes zu unternehmen. Denn der Vierbeiner ist einfach glücklich damit, wenn er sein Revier bewachen darf.
Selbstverständlich darfst du mit deinem Boerboel nur mit einer Leine spazieren gehen. Vor der Anschaffung des Hundes solltest du dir aber klar vor Augen führen, dass diese Leine nur dazu da ist, um Passanten zu beruhigen.
Denn wenn dieser Vierbeiner etwas tun will, dann kannst du ihn auch als Bodybuilder nicht davon abhalten. Dieser Hund darf also nur von denjenigen spazieren geführt werden, die ihn unter Kontrolle haben, und auch nur dann, wenn er eine entsprechend konsequente Erziehung erfahren hat.
Ist der Boerboel ein Listenhund?
Ja, diese Hunderasse gilt in einigen Ländern als Listenhund, er wird also als gefährliche Hunderasse angesehen. Allerdings ist Aggressivität etwas, was den Boerboels in der Regel komplett fremd ist.
Denn der Vierbeiner ist sehr friedliebend und ausgeglichen. Einem Streit geht er, wenn irgendwie möglich, aus dem Weg. So liegt das Zuchtziel darin, möglichst gelassene Boerboels mit einer sehr hohen Reizschwelle zu züchten, damit dies das Gleichgewicht zum extrem kräftigen Körper des Hundes bildet. Denn das Ziel bei einem jeden Hund ist, seine potentielle Gefährlichkeit durch eine höchstmögliche Kontrollierbarkeit abzuschwächen.
Werden allerdings bei der Haltung seine grundlegenden Bedürfnisse nicht ausreichend beachtet, kann es durchaus zu Verhaltensauffälligkeiten kommen. Das Gleiche gilt, wenn sein Hundebesitzer ihn nicht ausreichend erzieht und sozialisiert. Das Problem geht also, wie fast immer, vom Hundebesitzer aus, und nicht vom Hund.
Denn ein kräftiger und großer Hund wie der Boerboel ist nunmal gefährlich, wenn man ihn im Zweifel nicht kontrollieren kann. Deshalb gab es in der Vergangenheit bereits einige gefährliche Zwischenfälle mit Boerboels.
Aufgrund der damit einhergehenden Beschränkungen oder gar Verbote, welche darum in einigen Ländern herrschen, solltest du dich vor dem Kauf genau damit auseinander setzen, welche Regeln dort gelten, wo du wohnst. Denn falls die Haltung zwar erlaubt ist, der Boerboel in deiner Region aber als Listenhund geführt wird, musst du vermutlich einige Hürden überwinden, bis du einen Vertreter dieser Hunderasse halten darfst. Und dies ist leider auch eine Kostenfrage.
Wie viel wiegt ein Boerboel?
Der Boerboel erreicht ein Gewicht von stolzen 45 bis 90 Kilo. Dabei misst seine Widerristhöhe zwischen 55 und 72 cm.
Er hat also einen sehr massigen Körperbau mit vielen Muskeln und ist somit eine beeindruckende Erscheinung – als Wachhund hat er nicht besonders viel Arbeit, da sein Erscheinungsbild einen jeden Einbrecher, welcher klar im Kopf ist, sofort verscheucht.
Wie bei vielen Hunderassen gilt auch bei diesem Hund, dass Boerboel Rüden gerne etwas größer und schwerer sein dürfen als Hündinnen. Bei Letzteren ist gewünscht, dass sie ein etwas weiblicheres Bild verkörpern als der massige und extrem gefährlich aussehende Rüde.
Wie sieht ein Boerboel aus?
Der Vierbeiner hat einen sehr massigen Kopf auf einem genauso massigen Körper. Er hat einen auffallend kräftigen Kiefer. Seine ganze Erscheinung strahlt die Selbstsicherheit und Kraft aus, die der Boerboel verkörpert. Vom Äußeren her hat er eine große Ähnlichkeit mit dem aus Europa stammenden Bullmastiff.
Der Vierbeiner hat ein kurzes Fell, welches dicht und glatt ist. Erfreut er sich einer guten Gesundheit, dann ist sein Haarkleid auffallend glänzend.
Vom Rassestandard werden verschiedene Fellfarben erlaubt. So darf es gelbe oder rote Schattierungen haben, auch Braun ist erlaubt. Außerdem darf das Fell des Boerboels gestromt (brindle) sein. Auch eine dunkle Maske darf der Vierbeiner haben.
Wie gestaltet sich die Pflege des Boerboels?
Aufgrund seines glatten und kurzen Fells ist die Fellpflege denkbar einfach. So reicht es, dieses hin und wieder zu bürsten, um lose Haare und Schmutz zu entfernen.
Bei hartnäckigen Verschmutzungen, welche beispielsweise entstehen, wenn ihr bei Regenwetter über eine Wiese gegangen seid, kann es helfen, den Schmutz erstmal trocknen zu lassen. In vielen Fällen lässt er sich dann durch das Bürsten entfernen.
Nur dann, wenn es nicht anders geht, sollte der Boerboel gebadet werden. Denn zu häufiges Baden greift die natürliche Schutzschicht der Hundehaut an. Beachte zudem, dass beim Baden ausschließlich ein spezielles Hundeshampoo verwendet werden sollte.
Wie bei einem jeden anderen Hund auch, solltest du es dir zudem angewöhnen, regelmäßig die Krallen des Boerboels zu kürzen. Außerdem solltest du regelmäßig einen Blick in die Ohren sowie auf die Pfoten und das Gebiss des Hundes werfen.
Wie viel kostet ein Boerboel?
Hat dich der Boerboel überzeugt und du möchtest unbedingt einen Boerboel Welpen in dein Zuhause aufnehmen? Dann solltest du mit einem Preis von etwa 1.500 bis 2.000 Euro für den Vierbeiner rechnen.
Du solltest zudem nicht außer Acht lassen, dass ein großer und schwerer Hund wie der Boerboel auch in der Haltung sehr viel Geld verschlingt – schließlich benötigt er große Mengen an Hundefutter.
Seit einigen Jahren findet man diese Hunderasse nicht mehr nur in Südafrika, sondern er verbreitete sich von dort aus auch nach Australien und den USA, wo er mittlerweile schon relativ häufig anzutreffen ist. Auch in Europa und Asien gibt es immer mehr Vertreter dieser Hunderasse.
Dennoch gehört der Vierbeiner noch immer zu den eher selten vorkommenden Hunderassen, was bei der Suche nach einem Boerboel Züchter zu gewissen Schwierigkeiten führen kann. Spielst du mit dem Gedanken, einen Boerboel in dein Zuhause aufnehmen zu wollen, solltest du damit rechnen, dass du vermutlich eine recht weite Anreise zum Züchter haben wirst.
Zudem ist besondere Vorsicht geboten, den Vierbeiner ausschließlich von einem seriösen Züchter zu kaufen. Denn weil die Rasse nicht offiziell vom FCI anerkannt wird, macht dies die Sache für unseriöse Züchter leider sehr einfach.
Dies bedeutet, dass du zunächst einmal eine gründliche Recherche über den potenziellen Züchter, von dem du deinen Boerboel Welpen kaufen möchtest, anstellen solltest. Dazu gehört beispielsweise die Frage, ob er einem Zuchtverein angehört. Auch die Bereitschaft, dir all deine Fragen ausführlich zu beantworten, ist sehr wichtig. Letztendlich kann dir auch dein Bauchgefühl dabei helfen, herauszufinden, ob der jeweilige Züchter die richtige Wahl für dich ist.
Außerdem solltest du dir die Zuchtstätte vor dem Kauf des Welpen genau ansehen. Wichtig hierbei ist beispielsweise die Sauberkeit und ob die Elterntiere und Welpen gesund und munter wirken.
Genauso solltest du darauf achten, wie der Züchter mit den Vierbeinern umgeht und ob die Welpen in einem engen Kontakt zu der Familie des Züchters aufwachsen.
Wie alt wird ein Boerboel?
Der Boerboel gilt als ein sehr robuster Hund, welcher sich üblicherweise einer guten Gesundheit erfreut. So beträgt seine durchschnittliche Lebenserwartung 9 bis 11 Jahre.
Genauso wie alle anderen großen Hunderassen auch, treten beim Boerboel vor allem Gelenkserkrankungen häufig auf: Die sogenannte Ellbogendysplasie (ED) beziehungsweise Hüftdysplasie (HD).
Die ED oder HD entsteht in den meisten Fällen durch eine von zwei Ursachen. Die eine Ursache ist, dass die Elterntiere genetisch vorbelastet waren, und diese Veranlagung an die Welpen weitergegeben haben. Aus diesem Grund sollte der Züchter die potenziellen Elterntiere unbedingt mittels eines Gentests auf diese Krankheiten testen, bevor er sie zur Zucht einsetzt.
Die andere Ursache, welche häufig zu einer ED oder HD führt, ist eine falsche Belastung der Gelenke im Welpenalter. Dazu gehört beispielsweise, dass der Vierbeiner, solange er nicht ausgewachsen ist, möglichst keine Treppen steigen sollte und sein Bewegungsapparat auch sonst nicht überlastet werden sollte. Außerdem ist unbedingt darauf zu achten, dass der Boerboel Welpe seine Endgröße so spät wie möglich erreicht, was du mit der sogenannten Wachstumskurve überprüfen kannst.
Abgesehen von der Gelenkserkrankung gibt es beim Boerboel keine rassetypischen Krankheiten. Damit er sich möglichst lange einer guten Gesundheit erfreut und fit und agil ist, ist allerdings auf eine gute Ernährung des Hundes zu achten. Das bedeutet, dass du ausschließlich hochwertiges Hundefutter, welches den Nährstoffbedarf des Vierbeiners optimal abdeckt und keine unnötigen oder schädlichen Inhaltsstoffe enthält, verfüttern solltest.
Alternativ eignet sich diese Hunderasse auch ideal für das Barfen. Denn bei der Rohfleischfütterung handelt es sich um die artgerechteste Ernährung, die bei Hunden möglich ist. Schließlich orientiert sich diese Ernährungsweise am Speiseplan vom Wolf, weshalb dabei hauptsächlich rohes Fleisch, Gemüse, Obst und Öle verfüttert werden.