Hat auch dein Vierbeiner eine Wolfskralle? Nicht bei jedem Hund ist diese fünfte Kralle, welche anatomisch mit der großen Zehe des Menschen vergleichbar ist, vorhanden.
Stammt die Wolfskralle wirklich vom Wolf ab? Was hat es mit dieser zusätzlichen Kralle überhaupt auf sich? Wie pflegt man die Wolfskralle am besten? In welchen Fällen muss sie entfernt werden?
Antworten auf diese und noch mehr Fragen erhältst du in diesem Artikel.
Was ist die Wolfskralle?
Die Wolfskralle, welche auch Afterkralle oder Afterzehe genannt wird, ist nicht bei jedem Hund zu finden. Es handelt sich dabei um die Zehe, welche sich an der Innenseite der Hinterläufe von Hunden befindet. Vergleicht man sie mit der Anatomie des Menschen, handelt es sich dabei um den großen Zeh.
Die Wolfskralle bezeichnet also die fünfte Kralle an den Hinterläufen des Hundes. An den Vorderläufen haben alle Hunde fünf Krallen. Dort wird die erste Zehe Daumenkralle genannt. Sie befindet sich an der Innenseite der Vorderläufe.
In manchen Fällen bildet sich zusätzlich zu der ersten Wolfskralle noch eine zweite Wolfskralle aus. Der Hund hat dann also sechs Zehen. Dies ist mit Babys zu vergleichen, welche mit sechs Zehen auf die Welt kommen. Wenn ein Hund zwei Wolfskrallen an einem Hinterlauf hat, wird dies doppelte Wolfskralle genannt.
Die Wolfskralle ist entweder durch das Bindegewebe locker mit der Haut am Hinterlauf verbunden oder aber sie hat eine gelenkige Verbindung zur Handwurzel. Letztere wird dicke Wolfskralle genannt. Bei ihr ist das Verletzungsrisiko niedriger. Meist wird die Wolfskralle von einem knöchernen Anteil gestützt. Dieser besteht aus einem oder auch mehreren Knochenstücken.
Die Regel ist also, dass Hunde an den Vorderpfoten jeweils fünf Zehen haben, während an den Hinterpfoten lediglich je vier Zehen zu finden sind. Nur manche Hunde haben auch an den Hinterpfoten die zusätzliche Kralle und somit fünf Zehen.
Ob die Wolfskralle vorhanden ist, hängt von der Genetik des Vierbeiners ab. Es gibt Hunderassen, bei welchen die Wolfskralle recht häufig zufinden ist – aber dennoch nicht bei allen Vertretern dieser Rassen. Beispielsweise kommt die Wolfskralle beim Malinois, Afghane, Kangal, Briard, Bracco Italiano, Berner Sennenhund, Gos d’Atura Català sowie der Deutschen Dogge relativ häufig vor. Doch grundsätzlich ist es bei jedem Hund möglich, dass er eine Wolfskralle hat.
Der FCI, eine Organisation, welche den FCI-Standard und auch die Merkmale von Rassehunden festlegt, verlangt sogar bei manchen Hunderassen, dass die Wolfskralle vorhanden sein muss. So zum Beispiel beim Beauceron, beim Kuvasz sowie beim Berger de Brie. Bei diesen Hunderassen ist die Wolfskralle in den meisten Fällen sogar doppelt ausgebildet, sie haben also eine fünfte wie auch eine sechste Zehe an ihrem Hinterlauf. Dabei handelt es sich um den Rassestandard dieser Hunde.
Die Funktion der Wolfskralle
Weil Hunde Zehentreter sind, berühren ihre Fußsohlen den Boden nicht. Stattdessen laufen sie nur auf den Zehen. Durch diese besondere Gangart können sie nicht nur schnell laufen, sondern sich auch sehr gut anschleichen.
Die Wolfskralle befindet sich am Mittelfuß so weit oben, dass sie nicht zum Laufen verwendet wird. Sie dient somit nicht zur Fortbewegung und hat auch sonst keine Funktion, der Hund benötigt sie also nicht. Stattdessen bringt die Wolfskralle aufgrund des Risikos, sich daran zu verletzen, eher Nachteile mit sich.
Zum Vergleich: Bei uns Menschen handelt es sich um Sohlentreter. Wir rollen beim Gehen unseren Fuß komplett ab. Dies wäre beim Hund mit seinen Pfoten anatomisch nicht möglich.
Die Entstehung der Wolfskralle
Unsere Hände und Füße sind genauso wie die Pfoten der Hunde über einen Zeitraum von Millionen von Jahren durch verschiedene genetische Anpassungsprozesse entstanden. So mussten sich unsere wie auch die Vorfahren der Hunde immer wieder an neue Anforderungen anpassen.
Vor circa 340 Millionen Jahren kamen die Wirbeltiere auf das Land. Damals hatten alle bestehenden Arten fünf Finger. So fanden Wissenschaftler heraus, dass die Hand des Menschen genauso wie der Flügel der Fledermaus, die Flosse des Delfins, der Huf des Pferdes wie auch die Pfote des Hundes, alle das gleiche Muster zeigen – die fünf Finger haben sich einfach unterschiedlich entwickelt.
So haben sich die Hufe der Pferde aus ihrem dritten Finger gebildet. Die Klauen von Rindern hingegen entstanden aus dem dritten und dem vierten Finger. Die übrigen Finger haben sich weitestgehend zurückgebildet.
Beim Hund nun wurde der fünfte Finger zu der Wolfskralle. Diese ist für ihn nicht erforderlich und hat sich darum im Laufe der Jahre bei den meisten Hunderassen zurückgebildet. Allerdings ist der erste Knochen vom Mittelfuß rassebedingt wie auch individuell unterschiedlich reduziert. Weshalb bei manchen Hunden noch eine Wolfskralle zu finden ist – insbesondere bei größeren Hunderassen.
Der Begriff „Wolfskralle“ spielt auf den Wolf an, weil es sich dabei um den Urahn der Hunde handelt. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass das Vorhandensein dieser besonderen, rudimentären Zehe mit lang vergangenen Zeiten in Zusammenhang steht.
Der Wolf selbst hat allerdings keine Wolfskralle. Daraus lässt sich schließen, dass die Wolfskralle, welche manchmal bei den Hunden zu finden ist, vermutlich auf einen Vorfahren des Hundes zurückgeht, welcher stammesgeschichtlich noch um einiges älter ist als der Wolf.
Wolfskralle Hund: Die Pflege
Ist die Wolfskralle bei deinem Hund vorhanden, dann ist es sehr wichtig, dass du sie richtig pflegst. Auf diesem Weg kannst du das Verletzungsrisiko stark verringern.
So müssen die Wolfskrallen, genauso wie die anderen Krallen des Vierbeiners, regelmäßig geschnitten und somit gekürzt werden. Ansonsten kann sie in das Gewebe einwachsen. Mit einer kurzen Kralle kann der Vierbeiner auch beim Spielen nicht so leicht hängenbleiben.
Die anderen Krallen nutzen sich unter Umständen durch das Laufen ab, wodurch sie nicht so häufig geschnitten werden müssen. Anders verhält es sich allerdings bei der Wolfskralle – schließlich wird sie nicht benutzt und hat keinen Bodenkontakt, somit kann sie sich auch nicht abnutzen. Das regelmäßige Schneiden der Wolfskralle ist also sehr wichtig. Verwende dazu unbedingt eine spezielle Krallenzange.
Bei der Krallenlänge kannst du als Richtwert nehmen, dass diese nicht länger als der Ballen sein sollten. Halte dazu einfach die Pfote deines Vierbeiners in die Luft. Wenn die Wolfskralle länger ist als der Ballen vom Zeh, dann solltest du sie schneiden. Auch wenn du die Krallen hörst, wenn dein Hund über Parkettboden oder Fliesen läuft, dann ist es an der Zeit, seine Krallen zu schneiden.
Wenn du deinem Hund die Krallen schneidest, solltest du beachten, dass Hundekrallen, anders als unsere Finger- und Zehennägel, durchblutet sind. Am besten schneidest du die Krallen nur scheibchenweise. Dadurch kannst du das Risiko, eine Blutbahn zu treffen, verringern, und minimierst das Verletzungsrisiko.
Hat dein Hund helle Krallen, kannst du die Blutbahnen meist relativ leicht erkennen. Dort, wo die Kralle hell und rosa wird, beginnt meist der durchblutete Bereich.
Bei dunklen Krallen gestaltet sich dies allerdings schwieriger. Mithilfe einer Taschenlampe kannst du aber auch hier die Blutbahnen erkennen. Einen Hinweis auf den Beginn der Blutbahn gibt bei dunklen Krallen durch einen Punkt, welcher sich in der Mitte von der Kralle befindet. Ungefähr dort beginnt die Blutbahn, weshalb hier mit dem Schneiden aufgehört werden sollte.
Das Verletzungsrisiko bei einer Wolfskralle
Insbesondere dann, wenn die Wolfskralle sehr ausgeprägt ist, birgt sie eine relativ hohe Verletzungsgefahr. Denn rennt der Vierbeiner über losen Untergrund, über Wiesen oder im Wald, dann können unter Umständen Stöcke oder gar Äste hinter seiner Wolfskralle hängen bleiben.
Im schlimmsten Fall reißt die Kralle dabei ab. Dies verursacht sehr große Schmerzen bei deinem Vierbeiner. Du solltest dann sehr vorsichtig sein, wenn du ihn berührst. So reagieren Hunde aufgrund der starken Schmerzen mit Abwehrbewegungen beziehungsweise können unter Umständen sogar beißen. Bringst du ihn zum Tierarzt, ist in den meisten Fällen ein Maulkorb erforderlich.
Falls die Verletzung an der Wolfskralle nicht so schlimm ist, beispielsweise weil sie nur angebrochen ist und nicht blutet, dann ist meist keine operative Entfernung der Kralle notwendig. Eine Salbe und ein Verband können hier häufig Wunder bewirken.
Ist die Wolfskralle allerdings eingerissen und blutet sehr stark, solltest du zuerst einmal einen provisorischen Schutzverband an der Pfote deines Vierbeiners anlegen. Falls du gerade kein Verbandsmaterial zur Hand hast, solltest du darauf Acht geben, dass der Hund die Wunde nicht beleckt.
Denn dadurch besteht die Gefahr, dass Keime aus der Mundflora in die Wunde eindringen. Dies hat häufig zur Folge, dass sich die Wolfskralle entzündet und folglich die Wunde auch schlechter verheilt.
Falls die Wolfskralle allerdings ganz abgerissen ist und die Wunde stark blutet, dann ist es unbedingt erforderlich, dass ein Tierarzt die Wunde reinigt und auch chirurgisch versorgt. Denn meist muss die offene Wunde genäht werden. Auch benötigt der Vierbeiner in diesem Fall meistens ein Schmerzmittel, welches zugleich eine entzündungshemmende Wirkung hat. Unter Umständen muss er zudem zusätzlich ein Antibiotika einnehmen.
Auch ist es in manchen Fällen nötig, dass der Tierarzt die Wolfskralle komplett aus dem Krallenbett herauszieht. Dann wächst eine neue Kralle nach.
Die operative Entfernung der Wolfskralle
Eingerissene oder abgebrochene Wolfskrallen heilen also in den meisten Fällen von selbst wieder. Viele Hundehalter fragen sich allerdings, insbesondere dann, wenn ihr Vierbeiner häufiger Probleme mit seinen Wolfskrallen hat, ob es nicht besser wäre, diese ganz entfernen zu lassen – schließlich haben sie ja keinerlei Funktion.
Dennoch ist es im Deutschen Tierschutzgesetz verboten, dem Vierbeiner seine Wolfskralle zu amputieren. Denn es ist nicht erlaubt, einem Tier ohne wirklichen Grund Schäden, Leid oder Schmerzen zuzufügen. Die Amputation von Körperteilen bei Haustieren ist auch gesetzlich verboten. Und dazu gehören eben auch die Afterkrallen.
Operationen, welche überflüssig sind und nur Schönheitszwecke verfolgen, sind also verboten, da sie dem Tier unnötige Schmerzen bereiten. Zudem sind mit Operationen auch immer noch weitere Risiken verbunden.
Anders verhält es sich allerdings, wenn der Hund wirklich unter seiner Wolfskralle zu leiden hat. Wenn er sich beispielsweise schwer daran verletzt hat und sie ungünstig eingerissen oder abgerissen ist, kann ein Tierarzt, wenn es nötig ist, eine OP verordnen.
Weitere Gründe für die Entfernung sind zum Beispiel ein Tumor oder eine eitrige Entzündung an der Kralle. Insbesondere dann, wenn die Wolfskralle ohne eine knöcherne Verbindung an den Hinterbeinen des Hundes in der Haut hängt, wird sie, da diese Form der Wolfskralle sehr verletzungsanfällig ist, häufig früher oder später entfernt.
Um die Wolfskralle dauerhaft zu entfernen, reicht es also nicht aus, sie einfach zu ziehen. Stattdessen ist immer eine Operation notwendig. Denn ein Eingriff, welcher mit Schmerzen verbunden ist, ist beim Vierbeiner nicht ohne eine entsprechende Betäubung, in diesem Fall eine Sedierung, also eine leichte Narkose, erlaubt.
Wird die Wolfskralle entfernt, macht der Tierarzt dazu einen Hautschnitt. Nach dem Entfernen der Kralle wird die Wunde zugenäht. Wolfskrallen, welche bindegewebig verwachsen sind, lassen sich dabei um einiges leichter entfernen als die Krallen, welche eine gelenkige Verbindung mit dem Mittelfuß haben. Letztere bringen beim Entfernen auch häufiger Komplikationen mit sich.
Beachte zudem, dass eine Operation nicht nur mit Schmerzen und Risiken für deinen Vierbeiner verbunden ist. Denn es kommen zusätzlich noch einige Kosten auf dich zu. So musst du nicht nur für die Operation an sich aufkommen, welche laut Gebührenordnung bei circa 17 Euro liegt, sondern auch für das OP-Material wie zum Beispiel das Nahtmaterial, Tupfer wie auch Handschuhe.
Hinzu kommt das Narkosemittel, die Überwachung des Hundes nach der Operation sowie unter Umständen ein Röntgenbild und Medikamente.
In anderen Ländern schreibt der FCI allerdings sogar bei manchen Hunderassen, wie zum Beispiel beim Berner Sennenhund, vor, dass die Wolfskrallen, falls sie vorhanden sind, operativ entfernt werden müssen. Dies trifft selbstverständlich nicht auf Länder wie Deutschland zu, in welchen die Entfernung der Wolfskralle aus ästhetischen Gründen gesetzlich verboten ist.