Hast du dich dazu entschieden, einen Rüden bei dir Zuhause aufzunehmen, dann wirst du dich in den meisten Fällen früher oder später mit dem Thema Kastration auseinandersetzen müssen. Viele Hundehalter ziehen dabei auch den Kastrationschip in Erwägung.
Denn eine Kastration hat weitreichende Folgen und ist nicht ganz unumstritten. So ist damit nicht nur ein chirurgischer Eingriff verbunden, sondern die Kastration ist auch irreversibel. Darum hadern viele Hundebesitzer damit, ihren vierbeinigen Liebling kastrieren zu lassen.
Aus diesem Grund erfährst du in diesem Artikel alles über den Kastrationschip für Hunde, da er eine beliebte Alternative zur irreversiblen Operation ist. Ich erkläre dir nicht nur, wie der Chip funktioniert, sondern auch, was seine Vor- und Nachteile sind.
So hast du die Möglichkeit, die für dich und deinen Vierbeiner richtige Entscheidung in Bezug auf seine Kastration zu treffen.
Das ist der Kastrationschip
Ist es auch bei deinem Rüden notwendig, ihn kastrieren zu lassen? Die Entscheidung dafür fällt nicht leicht, so sind mit dem klassischen chirurgischen Eingriff auch einige Gefahren verbunden.
Umso erfreulicher ist es, dass es mittlerweile eine Alternative dafür gibt, nämlich den sogenannten Kastrationschip, welcher auch Suprelorin-Implantat genannt wird. Der Kastrationschip ist eine chemische Möglichkeit, einen Hund zu kastrieren.
Dieser Chip wird, so ähnlich wie der Mikrochip, einfach unter die Haut des Hundes eingesetzt. Der Kastrationschip ist, anders als der chirurgische Eingriff, nicht für immer. Stattdessen ist die Wirkungsdauer des Chips auf lediglich sechs oder zwölf Monate begrenzt, danach muss ein neuer Kastrationschip eingesetzt werden.
Diese Wirkdauer ist allerdings nur ein Richtwert, da sie auch vom Gewicht des Rüden abhängt. Denn wiegt ein Hund unter zehn Kilo, dann wirkt der Chip natürlich länger als bei Hunden, welche über 25 Kilo wiegen. Darum ist es wichtig, dass der Tierarzt beziehungsweise die Tierärztin anhand der Gegebenheiten beim jeweiligen Vierbeiner die individuelle Wirkdauer des Chips bestimmt.
Die Wirkungsweise des Chips
Ab dem Moment, an dem der Kastrationschip eingesetzt wurde, stößt dieser fortwährend den Wirkstoff Deslorelin in kleinen Mengen aus. Es dauert nach dem Einsetzen allerdings circa vier bis sechs Wochen, bis er seine volle Wirkung entfaltet hat und der Rüde unfruchtbar wird.
So lange der Wirkstoff Deslorelin ausgestoßen wird und somit im Organismus vorhanden ist, ist der Rüde nicht zeugungsfähig. Denn die Sexualhormone werden durch den Chip deaktiviert, wodurch im Hoden keine Spermien mehr produziert werden.
Dies kannst du dir so vorstellen: Ein Rüde bildet im Normalfall Gonadotropin-Releasing-Hormone (GnRH) im Hypothalamus. Dieses Hormon GnRH wird üblicherweise in Intervallen ausgeschüttet. Es sorgt dafür, dass aus der Hirnanhangdrüse, Hypophyse genannt, Botenhormone, sogenannte Gonadotropinen, in das Blut abgegeben werden. Diese Botenhormone steuern die Bildung von Geschlechtshormonen, insbesondere Testosteron, in den Hoden.
Der Wirkstoff Deslorelin, welcher im Kastrationschip vorhanden ist, ist ein Gonadotropin-Releasing-Hormon-Agonist. Von dem Kastrationschip werden durchgehend kleine Mengen vom GnRH-Agonisten abgegeben. Dies führt dazu, dass die Rezeptoren, welche sich an der Hirnanhangdrüse befinden, blockiert werden. Die Ausschüttung von Botenhormonen in das Blut wird somit unterdrückt, wodurch die Testosteronproduktion in den Hoden gesenkt wird. Der Hund ist also so lange zeugungsunfähig, wie der Wirkstoff Deslorelin in seinem Körper vorhanden ist.
Sobald der Wirkstoff allerdings aufgebraucht ist, werden die Rezeptoren an der Hypophyse frei. Dadurch kann sie nun wieder Botenhormone in das Blut abgeben, wodurch die Hoden auch die Produktion von Testosteron wie auch Spermien wieder aufnehmen und die temporäre Unfruchtbarkeit somit vorbei ist.
Ablauf der Behandlung
Beim Kastrationschip handelt es sich um ein kleines Implantat. Dieses wird mithilfe einer Kanüle im Nackenbereich des Hundes, zwischen den Schulterblättern, unter seine Haut platziert. Dies läuft so ähnlich ab wie das Chippen. Der Vierbeiner benötigt hierbei keine Narkose, da das Einsetzen des Chips nur mit leichten Schmerzen verbunden ist.
Wichtig ist, dass der Tierarzt darauf achtet, dass der Hormonchip nicht in das Fettgewebe eingesetzt wird. Denn ansonsten ist die Wirkung des Kastrationschips nur sehr eingeschränkt oder schlimmstenfalls gar nicht vorhanden.
Kastrationschip Hund: Die Vorteile
Wie bereits erwähnt beträgt die Wirkdauer des Kastrationschips lediglich sechs beziehungsweise zwölf Monate – je nachdem, für welches Präparat man sich entscheidet. Nach Ablauf der Wirkungsdauer ist der Hund wieder so potent wie zuvor. Anders als bei einer chirurgischen Kastration, kann die chemische Kastration und der damit verbundene Eingriff in den Hormonhaushalt des Hundes also rückgängig gemacht werden.
Aus diesem Grund eignet sich der Kastrationschip optimal für Hundehalter, welche erstmal ausprobieren möchten, wie ihr Vierbeiner auf die Kastration reagiert. Schließlich ist diese mit hormonellen Veränderungen verbunden, welche sich auf manche Rüden positiv, und auf andere eher negativ auswirken.
Verliert der Kastrationschip seine Wirkung, und du bist weiterhin der Meinung, dass dein Vierbeiner zeugungsunfähig sein soll, ohne dass ein chirurgischer Eingriff erfolgt, dann kannst du ihm einfach einen neuen Chip einsetzen lassen. Theoretisch gibt es für die Dauer der Anwendung des Kastrationschips keine Begrenzung. Allerdings wird davon abgeraten, den Kastrationschip über einen langen Zeitraum zu verwenden.
Es ist nicht erforderlich, den Kastrationschip immer wieder zu entfernen. Denn das Implantat baut sich selbstständig im Körper ab. Als Richtwert dafür gilt, dass sich der Kastrationschip circa nach der doppelten Zeit seiner Wirkungsdauer vollständig abgebaut hat.
Außerdem kommen beim Kastrationschip nur geringe Kosten auf dich zu – nicht zu vergleichen mit dem, was dich bei einer operativen Kastration erwarten würde. So liegen die Kastrationschip-Hund-Kosten für sechs Monate in etwa bei 100 Euro. Der 12-Monats-Chip kostet um die 175 Euro. Zudem ersparst du deinem Vierbeiner die Narkose wie auch den mit einer Kastration verbundenen schweren Eingriff, welcher Komplikationen mit sich bringen kann.
Auch verringert sich das Sexualverhalten des Rüden durch den Kastrationschip erheblich. Dazu gehört beispielsweise das ständige Lecken an Urinmarkierungen anderer Hunde.
Außerdem haben Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt, dass der Kastrationschip auch positive Auswirkungen auf Hunde hat, welche an Vorhautkatarrhen oder an gutartigen Vergrößerungen der Prostata leiden.
Kastrationschip Hunde: Die Nachteile
Durch den Kastrationschip kann es allerdings auch zu Nebenwirkungen kommen.
Dazu gehören zum einen die erwünschten Nebenwirkungen, wie die verminderte Libido, der niedrigere Testosteronspiegel, die geringere Spermienproduktion wie auch die vorübergehende Zeugungsunfähigkeit des Rüden.
Zusätzlich treten in manchen Fällen aber auch noch weitere Nebenwirkungen des Kastrationschips auf, welche für den Hund teils unangenehm sein können. Dazu gehören eine lokale Entzündung oder auch Verhärtung sowie eine Schwellung an der Stelle, an welcher der Kastrationschip eingesetzt wurde. Auch kann man häufig Veränderungen des Fells, kleinere Hoden wie auch Veränderungen des Aktivitätslevels sowie der Fressgewohnheiten des Vierbeiners beobachten.
Außerdem bedeutet der Kastrationschip permanente hormonelle Veränderungen – vergleichbar mit der nicht unumstrittenen Antibabypille für Frauen. Es ist also theoretisch möglich, den Kastrationschip immer wieder aufs Neue einzusetzen, allerdings raten Tierärzte davon ab. Denn dies ist hormonell gesehen nicht unproblematisch für den Vierbeiner.
Zudem ist es nicht möglich, die Wirkungsdauer des Kastrationschips exakt zu bestimmen. Im schlimmsten Fall hat die Wirkung bereits vor dem erneuten Einsetzen eines Implantats so weit nachgelassen, dass der Vierbeiner wieder Nachwuchs zeugen kann. Diese Hormonschwankungen sind nicht gut für den Hund.
Befürchtest du nun, deinem vierbeinigen Liebling mit dem Kastrationschip zu viel zuzumuten? Du solltest nicht außer Acht lassen, dass der Kastrationschip vom Ausschuss für Tierarzneimittel (CVMP) zugelassen wurde. Dies zeigt, dass die Vorteile des Suprelorin-Implantats die Nachteile überwiegen.
Die Folgen einer Kastration
Durch eine Kastration – ganz egal, ob sie durch einen chirurgischen Eingriff oder durch einen Kastrationschip erfolgt – kommt es zu hormonellen Veränderungen. Diese können zu Verhaltensänderungen führen. Eine Kastration sollte allerfrühestens dann erfolgen, wenn der Hund ein bis zwei Jahre alt ist.
So werden einige Hunde nach ihrer Kastration ein wenig träge, auch wenn sie vorher abenteuerlustige Rumtreiber waren. Außerdem steigert sich bei einigen Rüden die Lust zu fressen. Eine gesteigerte Fresslust gepaart mit Trägheit kann schnell dazu führen, dass der Hund an Gewicht zunimmt.
Eine weitere mögliche Nebenwirkung der Kastration ist eine gesteigerte Aggression. Aus diesem Grund solltest du dich vor der Kastration ausführlich von deinem Tierarzt beraten lassen.
Denn viele Hundehalter nehmen leider noch immer an, dass sich eine Kastration positiv auf gewisse Verhaltensweisen ihres Vierbeiners auswirkt. In Wirklichkeit aber beeinflusst eine Kastration Verhaltensweisen wie zum Beispiel Futterneid, eine starke territoriale Aggression wie auch die Neigung zu Ungehorsamkeit in den meisten Fällen nicht.
Es ist also sehr wichtig, dass du keine falschen Erwartungen an die Auswirkungen der Kastration deines Vierbeiners hast. Entscheide dich auf keinen Fall aus den falschen Gründen dafür!
Denn es ist sehr wichtig, dass du dich nicht für eine Kastration entscheidest, weil du dir dadurch Vorteile für dich selbst erhoffst. Stattdessen sollte die Entscheidung für eine Kastration immer zum Wohl des Tieres gefällt werden.
Das sieht auch das Deutsche Tierschutzgesetz vor. Denn in diesem heißt es, dass die Amputation von Körperteilen wie auch das Entnehmen oder Zerstören von Organen verboten ist. Dies ist nur dann erlaubt, wenn der Tierarzt dies als nötig und sinnvoll erklärt.
Du siehst also: Eine Kastration dient nicht als Ersatz für das Hundetraining. Auch ein kastrierter Hund muss alle wichtigen Hundekommandos erlernen, zudem müssen auch ihm gegebenenfalls unerwünschte Verhaltensweisen abtrainiert werden. Am besten suchst du dazu eine Hundeschule mit einem kompetenten Hundetrainer auf.
Der Zweck einer Kastration
Unliebsame Verhaltensweisen, welche vom Wesen des Vierbeiners ausgehen, lassen sich also durch eine Kastration nicht abstellen. Aber in welchen Fällen entscheiden sich Tierhalter dann für eine Kastration ihres Vierbeiners?
Die positive Folge, welche man durch eine Kastration beobachten kann, ist, dass ein übertriebenes Sexualverhalten des Vierbeiners reduziert wird. So nehmen einige geschlechtsreife Rüden sehr extreme Verhaltensweisen an, welche nicht nur für den Halter, sondern auch den Hund selbst großen Stress bedeuten. Denn das in großen Mengen vorhandene Testosteron bringt auch viel Stress für den Vierbeiner mit sich.
So sind für einige Rüden Spaziergänge große Stressfaktoren. Das Leben außerhalb des eigenen Gartens besteht für sie nur aus Schnüffeln, Markieren und Lecken. Sie untersuchen jeden Urintropfen, der ihnen unter die Nase kommt, aufs Genaueste. Nehmen sie Witterung von etwas auf, dann kann sie nichts mehr davon abhalten, dieser Spur zu folgen.
Noch schlimmer wird es, wenn ihnen beim Spaziergang ein anderer Hund begegnet – hier ist es erstmal ganz egal, ob es sich dabei um einen anderen Rüden oder um Hündinnen handelt. Statt den anderen zu begrüßen, beschnuppern und belecken sie sofort intensiv die Genitalien des anderen Hundes. Dieser reagiert meist mit ärgerlichem Bellen, Knurren oder gar Beißen. So ist natürlich kein freundliches Miteinander mit anderen Hunden möglich.
Sicherlich sind solche Verhaltensweisen für Hunde in gewissem Maße normal, jedoch nicht so ausgeprägt, dass der Rüde nahezu wie ferngesteuert vorgeht. Wirklich Spaß hat er an solchen Spaziergängen im Grunde nicht.
Eine Kastration soll nun dabei helfen, dass der Rüde bei Begegnungen mit anderen Hunden entspannter ist. Ziel ist, dass er auf andere Vierbeiner zugehen kann, ohne sich sofort auf die Genitalien zu stürzen, sondern sie stattdessen ganz normal begrüßt und gerne auch ein wenig spielt und herumtobt. Im Anschluss kann er, ohne gewaltsam weggezogen zu werden, seinen Weg fortsetzen.
Nach der Kastration ist ein Rüde also im besten Fall ein wenig bedachter und zurückhaltender. Du kannst allerdings nicht erwarten, dass er Verhaltensweisen wie zum Beispiel das Schnüffeln an Urinpfützen ganz abstellen wird – schließlich ist er noch immer ein Hund.
Doch eine Kastration kann auch hygienische Vorteile mit sich bringen. So haben Rüden meist einen Ausfluss aus der Vorhaut. Nach der Kastration wird dieser weniger oder hört ganz auf.
Das solltest du nach dem Einsetzen eines Kastrationschips beachten
Wird ein Hund kastriert, dann sinkt also in den meisten Fällen sein Aktivitätslevel, während unter Umständen sein Hunger zunimmt. Darum solltest du unbedingt seine Kalorienbilanz im Blick behalten, um eine übermäßige Gewichtszunahme und die damit einhergehenden Beschwerden zu vermeiden.
Achte also darauf, dass sich dein Vierbeiner ausreichend bewegt. Falls er nicht mehr so viel herumtollt wie früher, dann machst du einfach von nun an etwas längere Gassirunden mit ihm. Bei der Ernährung solltest du darauf achten, auf kalorienärmere Nahrungsmittel zurückzugreifen.
Kastrationschip oder Chirurg?
Es wird also nicht empfohlen, den Kastrationschip dauerhaft zu verwenden. Stattdessen handelt es sich beim Implantat um eine tolle Möglichkeit, um herauszufinden, wie der Vierbeiner auf eine Kastration reagiert.
Somit sollte der Kastrationschip vielmehr als Entscheidungshelfer genutzt werden und nicht als eine permanente Lösung angesehen werden. So kannst du deinem Vierbeiner, wenn du eine Kastration in Erwägung ziehst, den Chip einsetzen lassen und die Auswirkungen der Kastration testen.
Falls die Folgen, die das Einsetzen des Kastrationschips mit sich bringt, so sind wie erhofft, und du deinen Vierbeiner gerne dauerhaft kastrieren möchtest, dann sollte nach Wirkungsende des Kastrationschips unbedingt ein chirurgischer Eingriff erfolgen.
Vielleicht stellst du aber auch fest, dass die vorübergehende Kastration deines Vierbeiners keine positiven Auswirkungen auf sein Verhalten hat. Dann hast du deinem vierbeinigen Liebling durch den Kastrationschip eine schwerwiegende Operation ersparen können. Lasse ihm in diesem Fall einfach keinen neuen Chip mehr einsetzen, und versuche stattdessen, die Probleme mit einem Hundetrainer anzugehen.
Es ist wichtig, dass du dich bereits vor Ablauf der Wirkungsdauer des Kastrationschips entscheidest, wie du in Zukunft weiter vorgehen möchtest. Falls der Hund weiterhin kastriert bleiben soll, solltest du ihn rechtzeitig nachchippen lassen beziehungsweise ihn rechtzeitig vollständig kastrieren lassen. Das ist wichtig, um ein unnötiges Schwanken der Hormone zu vermeiden.